Der Beginn des Studiums ist für jeden ein ziemlich großer Schritt. Es ist ein neuer, und nicht gerade irrelevanter Abschnitt des Lebens, ein Schritt in die Zukunft. Oder ein Stolperer. Oder ein Lauf gegen die Wand.

All new. All good.
Nein, Spaß bei Seite. Unser Semesterstart war sehr aufregend. Neue Menschen, neue Aufgaben und Herausforderungen. Der Modulplan hat uns zunächst vom Hocker gehauen, teilweise bis spät am Abend Unterricht. Das ist definitiv kein Studium für jeden, der es nicht wirklich liebt. Wir vier Mädels (ja, quasi Einzelbetreuung) kamen aus verschiedenen Lebensabschnitten mitten rein ins Studium. Für jeden von uns ist und war es das Erststudium, keiner von uns hatte Erfahrungen im Studieren – denn auch das sollte gelernt sein. Dafür ist Schneeberg eine gute Schule. Da die Fakultät so klein ist, sind alle Kommilitonen deine neue Familie. Besonders hilfreich waren gemütliche Kellerabende in unserem jetzt frisch renoviertem STUK, unserem Studentenkeller. Dort verbringen wir regelmäßig Zeit.
It’s about giving and taking – setting priorities
Viele Studenten der höheren Semester haben uns gleich am Anfang geraten, auf keinen Fall Aufgaben aufzuschieben, und das war im Nachhinein wirklich hilfreich. Aufschieben ist in keinster Weise förderlich für das eigene Stresslevel und Wohlbefinden. Obwohl wir alle wissen, wie schön prokrastinieren ist, vor allem, weil danach die Wohnung, das Atelier oder natürlich auch unsere Holzhausküche so schön sauber sind! Aber der Tatsache geschuldet, dass man am Anfang in jedem Modul alles geben will, wurde unser Alltag zunehmend stressiger. Termine, Konsultationen, nahende Prüfungen. Sobald man sich im Workflow befand, war jeder von uns sehr schnell an einem Punkt, an dem man zwangsläufig Prioritäten setzen musste und man anfing ein persönliches Zeitmanagement zu entwickeln. Das ist unglaublich schwer, da jeder seine Lieblingsmodule und natürlich auch ein privates Leben hat. Balance zu finden zwischen Universität und Freizeit, Freunden und Alltagsverpflichtungen. Wenige Sätze der Professoren und Dozenten konnten ausreichen, um die neu erworbene Gelassenheit aus dem Gleichgewicht zu bringen, Prioritäten sich verschieben und das Stresslevel ansteigen zu lassen. Von allen Seiten bekommt man Inspiration – einerseits unglaublich hilfreich, andererseits sehr schwierig, da man zwangsläufig ein Filtersystem entwickeln muss, damit man selbst nicht überreizt ist und den Kopf verliert. (Fun Fact: Ich habe es geschafft, vier Wochen nicht einkaufen zu gehen. Danke an meine Kommilitonen, dass ihr für mich gesorgt habt.) Hier sind überall talentierte Menschen, die das Arbeiten unheimlich angenehm machen. Viele davon fanden sich regelmäßig im Abendkursen wieder und verbrachten inspirierende Abende zusammen.
Change is good – you need the thrill
Als wir uns im Atelier einmal erzählten, was wir beim Eignungstest über einander gedacht hatten, mussten wir alle sehr lachen. Es war ein sehr amüsanter Abend.
Die ersten Eindrücke haben sich so gewandelt, nicht nur, weil wir uns richtig kennengelernt haben. Vor allem, weil wir uns alle sehr verändert haben! Die persönliche Entwicklung ist enorm; sogar bereits im ersten Semester. Keiner muss sich verstecken hinter Masken, Kleidung oder Stereotypen. Denn wir alle sind hier kreativ, und wir Kreativen brauchen keine Latten am Zaun. Es ist aufregend, herauszufinden welche Facetten ein jeder in sich trägt – ohne sich zu verstellen. Sich selbst neu kennenlernen, ein unglaublich schöner Nebeneffekt. Egal wie viel Stress es zwischendurch gibt, wie oft geflucht wird und verzweifelte Blicke ausgetauscht werden – du wirst es lieben, weil es deine Leidenschaft ist. Man hat sich daran gewöhnt, ein bestimmtes Pensum an Stress zu haben. Man vermisst es, sobald es zu lange zu ruhig ist. Wurden unsere Erwartungen an Schneeberg und an das erste Semester erfüllt? Auf jeden Fall. Wir alle fühlen uns gut aufgehoben in Schneeberg. Für uns vier Mädels war es ein aufregender Start hier an der AKS. Es war definitiv kein Stolperer und auch kein Lauf gegen die Wand, wohl eher ein Sprung ins Konfetti.
Hier ein paar Eindrücke aus dem Modul 440 Experimentelle Modelentwicklung. Unsere Aufgabe war es, eine 2D Grundform in eine 3D Hülle umzuwandeln. Enjoy!

Mishap von Nancy Schenk©, Modell: Annika Liebel

Nancy Schenk – Mishap
„mishap“ ist ursprünglich eine Pentagonform, welche in Bahnen unterschiedlicher Breite eingeschnitten und anschließend an der Schneiderbüste drapiert wurde. Durch den Unterschied zwischen Drapage und glatt gelegtem Tyvek entstand eine ruhige, glatte und eine wilde, verrückte Seite. Warum „mishap“? Übersetzt heißt es Missgeschick, durch die Form und das weiße Tyvek bekam es einen Touch von Hochzeit, was meiner Meinung nach erst ungewohnt war, aber man sich doch schnell damit angefreundet hat.

Circulistic von Jessie Fritzsche©, Modell: Dennis Neumann

Jessie Fritzsche – Circulistic
Schon von Anfang an fiel es mir schwer nicht sofort in tragbarer Kleidung zu denken. Doch das Endergebnis lässt sich sehen. Ein mantelähnlicher Umhang aus einem mittelfesten Tyvek wirkt eher extravagant und experimentell. Ich ließ mich viel von Architektur, aber auch von der Natur inspirieren.

Descartes Von Rebekka Königsberg©, Modell: Toni Matthes

Rebekka Königsberg – Descartes
Descartes beschreibt die Wechselwirkung zwischen Geist und Materie. Das Modell besteht aus einem Dreieck, welches in verschieden große Rahmen geschnitten wurde. Partiell findet sich Draht wieder, der die Verbindung darstellt.

Modell Facille von Anne Schädlich©, Modell: Gandalf Ebert

Anne Schädlich – Facille
Meine Inspiration für dieses Semester war der Künstler Niels Kiené Salventius, welcher hauptsächlich Onelinedrawings von Gesichtern kreiert. Deshalb habe ich die Semesteraufgabe andersherum begonnen: zunächst habe ich die Gesichtsformen herausgefunden und dann eine Grundform entwickelt. Mein Modell, FACILLE, ist nun eine kleidähnliche Unisexhülle mit jeweils einem Gesicht im Vorder- und Rückteil.

Autor: Anne Schädlich
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